Auf den Spuren der Bogomilen durch Bosnien und die Herzegowina: Im Juni 2022 machten wir uns auf dem Weg, und bereisten zwei Wochen lang die Region. Dieser Reisebericht erzählt von den zahlreichen Etappen auf unserem Weg, den Sehenswürdigkeiten, Erlebnissen und Begegnungen mit vielen hilfsbereiten Menschen vor Ort, die uns oft gerne das Land und seine Geschichte näher brachten.
Wilde Begegnungen im Hochgebirge
Dort soll laut einem obskuren Hinweis auf Google Maps inmitten der Bergwiesen eine eindrucksvolle Stätte mit Gedenksteinen zu finden sein. Schon von weitem sehen wir auf der ersten grünen Hochweide Pferde grasen. Von Zäunen keine Spur – es müssen also Wildpferde sein! Bald gesellen sich ein paar Kühe dazu, doch den beiden Hengsten der Dreigruppe passt das gar nicht. Sie umkreisen die gemütlich umhertrottenden Besucher und scheuchen sie so auf die Nachbarweide.
Inzwischen sind auch wir näher gekommen und halten inne für ein paar Filmaufnahmen dieses in Europa sehr seltenen Anblicks. Doch auch unsere Kamera scheint es den Wildpferden angetan zu haben: Aus einigen 100 Metern Entfernung schauen sie zuerst neugierig zu, beschließen aber schnell, dass wir zur Frühstückszeit hier nicht verloren haben: In vollem Galopp sprengen die beiden Hengste auf uns zu … Haben sie etwa vor, uns über den Haufen zu rennen? Doch kurz vor knapp halten sie mit wehender Mähne an – und posieren tatsächlich wie Profis für die Kamera.
Wie scherzen, dass wohl die stećci hier oben ihre eigenen Wächter haben, und machen uns an den Aufstieg ins Hochgebirge. Wir folgen dem schwachen GPS-Signal und versuchen, ungefähr die Richtung zu halten. Ein schmaler Trampelpfad windet sich durch die felsige, kahle Karstlandschaft nach oben. „Hinter der nächsten Hügelkuppe müssten sie aber zu sehen sein!“
Aber Fehlanzeige … Wir beobachten das Wetter genau, denn ein überraschendes Gewitter – in die sind heute im Lauf des Tages angesagt – kann ihr oben schnell sehr ungemütliche Folgen haben. Doch der hiesige Berggeist ist uns wohlgesonnen, und so wechseln sich leichte Wolken und Sommersonne ab. Nur der Wind wir immer heftiger, je höher wir steigen. Allerdings wachsen mit jedem Meter Aufstieg die Zweifel: Werden wir die überhaupt finden können? Noch einen Bergkamm weiter, noch um die nächste Kehre …
Ein leises Gewittergrollen am fernen Horizont ermahnt uns schließlich, den Weg zurück anzutreten. Wir begegnen noch einer kleinen Wandergruppe mit zwei einheimischen Bergführern, die auch zügig ins Tal möchten. Die Wildpferde toben inzwischen auf einer der weiter entfernten Wiesen herum, und so gelangen wir ohne weiteres wieder zum Auto.
Über kleine Asphaltstraßen geht es nun durch kleine Weiler und Dörfer – vorbei an Kühen, die gemütlich und völlig selbständig von ihrer Weide zurück in die tiefer gelegenen Dörfer und ihre Ställe trotten. Je tiefer wir kommen, desto dichter wird der Baumbestand, und schließlich umgibt uns im Tal der Neretva wieder dichter, grüner Bergwald.
Inhalt: Sommerreise nach Bosnien-Herzegowina
- Tag 1 & 2: Die Anreise nach Bosnien
- Tag 3: Kupres – das Wilde Bosnien und die ersten stećci
- Tag 4: Travnik, der Vlašić und das Tal der stećci
- Tag 5: Zwei Königsburgen – Vranduk und Bobovac
- Tag 6: Von der „Pyramide der Sonne“ in Visoko nach Sarajevo
- Tag 7: Sarajevo und Bergtour-Vorbereitungen
- Tag 8: Rund um die Visočica
- Tag 9: Am Oberlauf der Neretva
- Tag 10: Stećci im Nationalpark Blidinje
- Letzter Tag: kulturelle Begegnungen in Stolac