Auf den Spuren der Bogomilen durch Bosnien und die Herzegowina: Im Juni 2022 machten wir uns auf dem Weg, und bereisten zwei Wochen lang die Region. Dieser Reisebericht erzählt von den zahlreichen Etappen auf unserem Weg, den Sehenswürdigkeiten, Erlebnissen und Begegnungen mit vielen hilfsbereiten Menschen vor Ort, die uns oft gerne das Land und seine Geschichte näher brachten.
Am nächsten Morgen serviert uns unser Vermieter mit seiner Freundin fein duftenden Kaffee und ein leckeres Frühstück in der gemütlich hergerichteten bašča – dem schattigen Hausgarten mit Ausblick auf die Stadt.
Er hat noch einen freundlichen Hinweis parat: „Übrigens, der Besitzer vom Laden vor dem euer Auto parkt, sagte mir, es offen ist … Schaut lieber mal nach. Aber Stolac ist eine ruhige Stadt, da wird schon nichts passiert sein.“ Mit Bangen geht es schnell nachsehen … Und tatsächlich: Das Fahrerfenster war die ganze Nacht über herunterlassen! Doch tatsächlich – es fehlt nichts.
Daher geht es direkt zur makova hiža, dem Gedenkhaus des berühmten Dichters Mak Dizdar, der zur Zeit Jugoslawiens etliche Werke rund um die Motive der stećci veröffentliche. Besonders kameni spavac, der steinerne Schläfer, erlangte einen dauerhaften Platz in der bosnischen Literatur. Gorčin Dizdar, einer seiner Nachfahren, führt uns durch das liebevoll renovierte und ausgestaltete Haus samt kleinem Museum und mit Bücherei.
An den Gartenwänden finden sich eindrucksvolle Reliefs, die Motive der stećci zum Leben erwecken, sowie Prints einiger Zeichnungen und Texte des schweizer Kunsthistorikers Rudolfs Kutzli, der in den 1970er Jahren ein Buch zum Thema verfasste: „Die originalen Tuschezeichnungen wurden uns aus seinem Nachlass vermacht, denn wir haben vor einigen Jahren auch die bosnische Übersetzung seines Werks herausgegeben.“ erzählt unser Gastgeber.
Auf dieser Nekropole sind 269 stećci erhalten, und das in zwei Gruppen. Einer der aktivsten und besten Steinmetze und Erschaffer von stećci war Meister Grubač, der in der Umgebung von Stolac wirkte – auch in Boljuni. Der bekannte bosnisch-herzegowinische Kulturhistoriker Šefik Beslagić schreibt:
„Diese stećci von Grubač sind aus hartem Kalkstein, von recht großer Dimension, in Form recht hoher Quader und Giebelhäuschen, mit vorsichtiger Bearbeitung. An ihren Seiten zeigen sich recht viele verschiedene Reliefmotive. Hier finden wir verdrehte und anderweitig stilisierte Bänder, gebogene Ranken mit Kleeblättern, Rosetten, Schild und Schwert, Arkaden, Lilien, einen Baum mit Krone, freistehende menschliche Figuren, Darstellungen von Hirsch, Pferd, Löwe und Drache, Szenen eine Kolo-Tanzes und der Jagd … Auf der Nekropole von Boljuni habe ich eine sehr interessante und ungewöhnliche Szene eines Kolo-Tanzes gefunden, an dem sechs Frauen und ein Mann auf einem Hirschen als Tanzführer teilnehmen. Der Tanzführer hält sich mit einer Hand am Geweih des Hirschen fest …“
Inhalt: Sommerreise nach Bosnien-Herzegowina
- Tag 1 & 2: Die Anreise nach Bosnien
- Tag 3: Kupres – das Wilde Bosnien und die ersten stećci
- Tag 4: Travnik, der Vlašić und das Tal der stećci
- Tag 5: Zwei Königsburgen – Vranduk und Bobovac
- Tag 6: Von der „Pyramide der Sonne“ in Visoko nach Sarajevo
- Tag 7: Sarajevo und Bergtour-Vorbereitungen
- Tag 8: Rund um die Visočica
- Tag 9: Am Oberlauf der Neretva
- Tag 10: Stećci im Nationalpark Blidinje
- Letzter Tag: kulturelle Begegnungen in Stolac